Selamat datang di Rinca

Der Sprachkurs ist endlich geschafft. Auch wenn er teilweise recht anstrengend war, hat er dennoch Spaß gemacht und uns wirklich weitergeholfen. Natürlich sprechen wir jetzt noch nicht fließend Indonesisch aber wir können uns ein wenig verständigen und hat die nötigsten Gepflogenheiten und Satzstrukturen gelernt. Jetzt heißt es Vokabeln lernen und den Alltag meistern.

Natürlich haben wir nicht nur gelernt. Wir haben unter anderem paar Sehenswürdigkeiten wie Alun-Alun besucht. Ein eher touristisch geprägter Platz, der hinter dem Sultanspalast in Yogjakarta liegt. Dort gibt es einen circa 10m hohen und 25m breiten Baum durch dessen Wurzeln man hindurchgehen kann. Natürlich nicht einfach so, denn es ist ein „Wunschbaum“. 20140904_214357Bevor man hindurchgeht werden einem die Augen verbunden, man wird um sich selbst gedreht und dann losgeschickt Richtung Wurzeln. Wenn man es schafft so durch die Wurzeln hindurch zu kommen geht der Wunsch in Erfüllung. Um es kurz zu machen weder Alex noch ich haben es geschafft. Anschließend haben wir uns aber trotzdem noch eine Fahrt mit einem „becak lampu“ gegönnt. Ein Kettcar mit vielen Lichtern und Musikanlage mit dem man um den Platz herumfahren kann.

20140907_080223Am Wochenende haben wir uns dann Pramanan, ein Hindutempel, angeguckt. Wir mussten allerdings „schon“ um 7 los, denn in der prallen Sonne ohne Schatten und ein laues Lüftchen hält man es nicht allzu lange aus. Auf dem Tempelgelände waren wir natürlich nicht die einzigen Gäste. Scheinbar interessierten sie sich aber nicht alle nur für den Tempel und so entstand die wohl skurillste Erfahrung die ich bisher hier gemacht habe. Als ich nichtsahnend, kurz nach dem Interview mit den Schulkindern, herumstand und mir den Tempel anschaute, kam ein Mann auf mich zu reichte mir die Hand und gab mir zu verstehen, dass er gerne ein Foto mit mir machen wolle. Gut, sag ich mir, warum nicht. Keine 10 Sekunden später kam der nächste Mann an, der ein Foto mit mir haben wollte. Das Ganze hat sich ein paar Minuten hochgeschaukelt, bis ich in einer Traube von wildfremden Leuten stand die alle Fotos machten und ihre Kameras durchtauschten. Ich wusste ehrlich gesagt nicht was ich tun sollte, daher stand ich einfach ein paar Minuten Pose. Nach gefühlten hundert Fotos durfte ich dann auch endlich gehen. Vielleicht hätte ich einfach danach einen Klingelbeutel rumgehen lassen sollen, wäre bestimmt was bei rumgekommen …

Am Montag feierten wir dann Alex’s Geburtstag. Wenn man will kann man das sogar in Yogjakarta, denn die Studentenrate ist sehr hoch. Wir fanden außerdem einen Italiener, der zwar spanische Musik spielte, aber dennoch sehr gute Pizza machte. Alles in allem ein sehr guter Abend. DSCN0126Auch einer kleiner Ausflug fürs Wochenende in das Strandhaus unserer Lehrerin war drin, was wir am nächsten Tag mit einer kleinen Rafting-Tour verbunden.
Die nächste Woche gestaltete sich anschließend ein wenig schwierig, begründet durch das Verlieren von Alex Viskarte. Wir mussten nun ein wenig auf unser Geld achten, haben wir aber ganz gut hinbekommen auch wenn es ab und zu ein wenig schwer war und wir jede Mahlzeit genau planen mussten. Da es aber in Yogjakarta sehr viele Warungs (zu vergleichen mit Imbissbuden) gibt, die sehr günstiges Essen verkaufen, aber dennoch recht gut schmecken. Wir bekamen dennoch für knapp 3€  vier Hauptgerichte und zwei Getränke, sodass wir dennoch ganz gut überleben konnten. Danach hieß es erst mal von allen Abschied nehmen die man kennengelernt hat und dann zum Flughafen.
Bevor es für mich nach Flores ging war noch ein kleiner Zwischenstopp in Jakarta eingeplant um Nila Tanzil, die Gründerin von Taman Bacaan Pelangi, zu treffen. Sie ist eine sehr sympathische und engagierte Frau und jetzt meine Chefin. Mit ihr zusammen plante ich dann meinen Aufenthalt in Flores und bekam ein paar Einblicke was mich denn in nächster Zeit erwartet.

Am Samstag den 20.09 musste ich dann um 3Uhr nachts aufstehen und mich Richtung Flughafen begeben. Zum Glück stand schon ein Taxi bereit und ich schaffte es pünktlich zu meinem Flug. Auch das Umsteigen in Bali verlief reibungslos, allerdings war es ein mulmiges Gefühl mit einer Propellermaschine zu fliegen, wenn man öfter von Flugzeugabstürzen in Indonesien hört.

Nichts desto trotz bin ich gut angekommen und verbrachte erst mal zwei Nächte in Labuan Bajo. Eine recht dreckige Stadt die aber für erfahrene Taucher ein Begriff sein könnte, denn Flores zählt zu einem der schönsten Tauchspots der Welt, weshalb sich in der kleinen Stadt auch mehrere Tauchschulen und Tauchshops angesiedelt haben. In meinen freien Tagen werde ich mir das nicht entgehen lassen. Ein Trip an meinem Geburtstag ist schon geplant.

Am Montagmorgen wurde ich dann von Pak Baco, meinem Gastvater, abgeholt, wir machten noch ein paar letzte Besorgungen und dann ging es mit dem Boot nach Rinca. 20140922_142341Das Boot war allerdings eher eine kleine Nussschale mit Motor auf dem ca. 15 Personen Platz fanden, wenn man will bestimmt noch mehr. Ich wurde natürlich rätselnd angestarrt, was ich denn auf dem Boot mache. Nach 1,5 Stunden Fahrt mit knatterndem Motor, der ab und zu ausging oder rauchte, kamen wir dennoch sicher in Rinca an. Dort angekommen wurde ich lauthals von einer Gruppe Kinder in Empfang genommen die mich zu meinem neuen Heim für 4 Monate führten. Ich lebe hier mit meiner Gastfamilie in einem recht kleinen Haus auf Stelzen. Die Umstände sind gewöhnungsbedürftig für einen Europäer allerdings ist die Familie sehr nett. Ist wie Camping nur anders. Zu trinken gibt es rund um die Uhr Tee, Kaffee oder Wasser wenn ich will und zu Essen eigentlich jeden Tag Reis, Fisch, Gemüse und eine Banane oder Kekse zum Nachtisch. Wenn ich in Labuan Bajo bin hole ich mir immer ein wenig Obst für die Woche. Morgens bekomme ich dann meistens Weißbrot mit Marmelade oder Ei. Es gibt hier außerdem ein paar Kioske um das Nötigste zu besorgen. Generell trinken oder essen die Leute in Indonesien sehr süß. Wundert mich, dass nicht alles Diabetes haben, denn im Kaffee landen dann schon mal ein-zwei ESSlöffel Zucker. Zum Glück habe ich meiner Gastfamilie zu verstehen geben können, dass ich meinen Kaffee/Tee auch mit einem Teelöffel genießen kann ohne zu sterben, weil er so, in ihren Augen, „bitter“ ist. Geduscht wird hier am Brunnen zu dem man erstmal 10min hinmarschieren muss mit einem Eimer. Trat ich am Anfang ein wenig skeptisch gegenüber, ist aber halb so schlimm. Ich werde dennoch jedes Mal kritisch von den Frauen die ihre Wäsche waschen oder Wasser holen dabei beäugt, ob ich denn alles richtig mache. Ab und zu streift auch mal eine kleine Horde von kleinen Affen vorbei. Vor dem „Duschen“ geh ich immer morgens eine Runde im Meer schwimmen.20140924_181306 Einer der Vorzüge hier zu leben. Generell habe ich den morgen hier für mich, kann Sport machen – was sich bei der Hitze (um 8Uhr schon ca.30 Grad) meist auf schwimmen beschränkt, Musik hören, mit ein paar vereinzelten Kindern, die nicht zur Schule gehen, angeln gehen oder Unterricht vorbereiten. Aufstehen kann ich, wenn ich keinen Unterricht habe, wann ich will, allerdings ist hier ab um 5Uhr schon reger Betrieb angesagt. Hähne krähen, Frauen schreien rum, Kinder stehen langsam auf, Morgengebet in der Moschee steht an. Trotzdem schaffe ich es meistens wieder einzuschlafen und kann bis 7 „ausschlafen“.

Am Dienstag hab ich dann das erste Mal in meinem Projekt ein wenig Englisch-Unterricht machen können. Die kleine Bibliothek ist direkt unter unserem Haus hier angelegt. Von 2-4 Uhr habe ich dann meine Lehrerkünste präsentiert. Den Kindern schien es zu gefallen, obwohl ich am Anfang nicht richtig wusste wie ich das aufziehen soll. Einen Lessonplan habe ich, allerdings war der eher für die Schule gedacht. Nichts desto trotz hat es Spaß gemacht. Für mich stellt sich allerdings immer noch die Schwierigkeit in den Weg, eine fremde Sprache auf einer fremden Sprache zu erklären.20140930_150803

Am nächsten Tag war dann Basteln angesagt. Das Kinder Basteln und Malen lieben ist wohl kein Geheimnis, sodass die Zeit sehr schnell verging. Origami funktioniert vereinzelt auch, aber die meisten Kinder verlieren schnell die Lust wenn nicht alles so klappt wie sie wollen, aber in kleinen Gruppen funktioniert selbst das.

Ich wurde außerdem zu einer Hochzeit von einem Freund der Familie aus dem Nachbardorf mitgenommen. Mit dem Boot 15min entfernt versammelten sich dort rund 300 Leute. Hochzeiten sind in Indonesien eher nicht für das Paar, sondern für den Prestige der Familie wichtig. 300 sind für Dörfer sehr viel in Städten kommen dann schon mal 1000-3000 Gäste. Denn jeder wird eingeladen, den man über irgendeine Ecke „kennt“. Ob ehemaliger Arbeitskollege vom Vater oder der Schwipschwap-Cousin 5.Grades. Für das Paar heißt es dann für längere Zeit für Fotos und Glückwünsche bereit zustehen.

War dennoch sehr interessant anzusehen.

Jeden Freitag mache ich jetzt auch Englisch-Unterricht für die Grundschüler. Da freitags sowieso kein Unterricht ansteht aber alle anwesend sein müssen, wurden mir von 8:00-9:00 alle 1-3Klässler und von 9:00-10:00 alle 4-6Klässler zugeteilt. Dass das chaotisch bis zum geht nicht mehr war muss ich keinem erzählen. Denn ca. 60 Kindern in einem kleinen Klassenraum eine Fremdsprache beizubringen ist mehr als schwer. Ich werde mir wohl eine Trillerpfeife kaufen müssen oder ähnliches ansonsten bin ich permanent heiser. Ich konnte mich zum Glück mit den Lehrern einigen, dass ich nächste Woche nur Klasse 4-6 in getrennten Stunden unterrichten kann.

Mit einem der Lehrer habe ich mich dann noch zum Schach spielen nachmittags getroffen. Generell werde ich ständig eingeladen und überall mit offenen Armen empfangen. Beinahe täglich kommen einzelne Touristen in Rinca vorbei um Fotos zu machen oder auch manchmal etwas an die Kinder zu verteilen. Wenn ich gerade am Steg sitze und mit den Kindern angle, reagieren sie meist ein wenig irritiert und grüßen verhalten. Einmal kam sogar eine Rentner-Gruppe aus Deutschland zufällig bei meiner Bibliothek vorbei. Ich musste nichtmal fragen woher sie kommen, denn Socken mit Sandalen waren genug der Worte. Sie waren natürlich hellauf begeistert, dass ich ihnen ein wenig was über die Organisation und mein Tun dort erzählen konnte.DCIM100GOPRO

Alles in allem fühle ich mich hier nach einer Woche recht wohl. Ab und zu kommt ein Komodovaran vorbei, allerdings nur kleine welche schnell verscheucht werden. Die großen werde ich in den nächsten Wochen besuchen. Die ersten Tage waren ein wenig schwer für mich muss ich zugeben. Mit den Umständen klar zu kommen und mit der Außenwelt zu kommunizieren gestaltet sich immer ein wenig schwierig. Um Netz zu bekommen muss man erstmal auf den langen Steg im Hafen und dort bricht die Verbindung ständig ab, aber von Tag zu Tag komme ich besser klar. Ein wenig Eingewöhnungszeit ist noch nötig, allerdings meistere ich den Alltag immer besser, denn auch mit meinen Sprachkenntnissen geht’s stetig vorran. Dennoch bin ich glücklich, dass ich mich hierfür entschieden habe!

So für September war es das erstmal.

Stay tuned!

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